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Deutsch als Fremdsprache

Laute und Buchstaben

Am Anfang gab es nur die gesprochene Sprache, erst viel später wurde Sprache auch geschrieben. Aus historischer Sicht lassen sich grob drei Schriftarten unterscheiden, die sich im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben: logografische Schriften, deren Zeichen einzelne Begriffe (also Wörter) abbilden (wie heute noch im Chinesischen), Silbenschriften, in denen die Schriftzeichen für einzelne Silben stehen, und Alphabetschriften, deren Zeichen (Buchstaben) einzelnen Lauten entsprechen.

Die Schrift des Deutschen ist eine Alphabetschrift, die aber auch zahlreiche logografische und silbenschriftliche Komponenten enthält. Das deutsche Alphabet besteht aus den 26 Buchstaben des lateinischen Alphabets, das – wie im Englischen – unverändert übernommen wurde. Dazu kommen drei Zeichen für Umlaute (ä, ö und ü) sowie das scharfe S (ß). Jeder Buchstabe existiert in zwei Versionen, als Großbuchstabe und als Kleinbuchstabe. In der Schweiz wird kein scharfes S geschrieben, sondern Doppel-S (ss).

Das deutsche Alphabet stellt für die Laute, die im Deutschen gesprochen werden, entsprechende Buchstaben zur Verfügung: P/p steht für /p/ (Papier – [paˈpiːɐ̯]), H/h steht für /h/ (Hut – [huːt]), Ö/ö steht für /ø/ (schön – [ʃøːn]) und A/a steht für /a/ (Glas – [ɡlaːs]). Für manche Laute braucht es zwei oder drei Buchstaben: ng steht für /ŋ/ (Ring – [rɪŋ], Sch/sch steht für /ʃ/ (Schule – [ˈʃuːlə]). Die Lautverbindung /kv/ wird durch Qu/qu wiedergegeben (Quelle – [ˈkvɛlə] ), /t͡s/ durch den Buchstaben Z/z (Zahn – [t͡saːn]).

Mit dem phonographischen Prinzip, also der eindeutigen Entsprechung von Schriftzeichen und Lauten, lassen sich allerdings viele Eigenheiten der deutschen Schriftsprache nicht erklären. Warum schreibt man zum Beispiel Student und nicht Schtudent? Warum verwendet man für den Diphton [ɔɪ̯] die Buchstabenfolge eu und nicht oi, wie es doch logischer wäre? Warum wird die Länge eines Vokals das eine Mal gar nicht angezeigt (Rat – [raːt]), das andere Mal durch Vokalverdopplung (Saat – [zaːt]) und ein drittes Mal durch Anfügen des sogenannten Dehnungs-h (Draht – [draːt])?

Wie bereits erwähnt, folgt das geschriebene Deutsch nicht ausschließlich dem phonographischen Prinzip, sondern vieles lässt sich nur damit erklären, dass es auch silbenschriftliche Aspekte enthält. Schriftlich dargestellte Silben sollen ganz einfach nicht durch Konsonantenanhäufungen unübersichtlich lang werden (Strick liest sich leichter als Schtrick, Spruch leichter als Schpruch). Diphtonge sollen auf den ersten Blick als solche erkannt werden, daher beginnen sie immer mit a/ä oder e und enden mit i oder u. Zur Frage, ob und wie lange beziehungsweise kurze Vokale in der deutschen Schrift markiert werden, gibt es ausführliche – wenn auch nicht ganz einfache – Erklärungen, die allesamt auf einer silbenschriftlichen Logik basieren.1

Schließlich spielen bei der Beschreibung der deutschen Schriftsprache auch logographische Aspekte eine Rolle: Wörter, die begrifflich zusammenhängen, sollen auch ein möglichst ähnliches Schriftbild haben. Nur so lässt sich die Verwendung des Umlautes Ä erklären, der ja als offenes E ausgesprochen wird: Länge ([ˈlɛŋə]) ⇐ lang im Gegensatz zu Enge (ˈɛŋə]) ⇐ eng; Mäuse ([ˈmɔɪ̯zə]) ⇐ Maus im Gegensatz zu Schleuse ([ˈʃlɔɪ̯zə]). Großbuchstaben sollen nicht nur den Beginn eines neuen Satzes besonders hervorheben, sie dienen im Deutschen vor allem zur Kennzeichnung von Substantiven (die auch als Nomen oder Hauptwörter bezeichnet werden). Das stumme h in Verbformen wie „du stiehlst” kann kein Dehnungs-h sein, denn der lang gesprochene Vokal wird ja bereits durch ie angezeigt. Es ist nur morphologisch2 erklärbar: stehlen – ich stehle – du stiehlst. Auch das stumme h in Draht ([draːt]) ist nur scheinbar ein Dehnungs-h (Ähnlich klingende Wörter wie Tat ([taːt]) werden ohne h geschrieben). Dieses h lässt sich nur historisch mit der Verwandtschaft des Substantivs Draht zum Verb drehen erklären.

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1 Siehe dazu: Duden Band 4 (9. Auflage) - Die Grammatik (Kapitel: Das silbische Prinzip)

2 Die Morphologie, eine Teildisziplin der Linguistik, untersucht die Struktur von Wörtern, deren Aufbau und Regularitäten des Aufbaus (siehe Wikipedia).

 

Impressum  Letzte Änderung:  Mo., 16. Jan. 2023

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